Die Geschichte schrieb das Jahr 1889, als der Fabrikant Christian Wilhelm Hauschildt, geboren am 21.Januar 1865, auf dem Anwesen seiner Eltern, Wilhelm Christian und Juliane Margarethe Hauschildt geb. Sachau, in Dersau an der Dorfstraße die Destillation und Weinhandlung gründete. Die Welt stand mitten im Zeichen der industriellen Revolution, in Europa und somit auch in Deutschland, gab es Firmengründungen in allen Bereichen.
Schon 1907 erwarb Wilhelm Hauschildt das Zertifikat zur Fabrikation von Branntweinen und Likören auf dem kalten Wege, und die Nachfrage war da.
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Großer Rückhalt der Familie war seine Ehefrau Dorothea, geb.Plambeck. Sie kam aus Eiderstede bei Bordesholm und wurde schnell in Dersau sesshaft, kümmerte sich mit großer Sorgfalt um die Finanzen und das Organisatorische.
Familie Hauschildt hatte gut zu tun, schon zu dieser Zeit ging der Kundenkreis weit über die Gemeinde Dersau hinaus. Mit Pferd und Wagen wurde bis nach Kalübbe, Stocksee, Ascheberg, Plön und Dörnick geliefert. Weine und die Rohstoffe für Branntweine, Liköre, Rum-Verschnitt und Kümmel kamen mit der Bahn aus Kiel und Hamburg.
Aus der Ehe von Wilhelm und Dorothea gingen 2 Kinder hervor, Walter Hauschildt, geboren 1896 und Georg. Walter sollte später einmal der Nachfolger werden.
Er machte vorher von 1912 bis 1915 eine Lehre bei Maschinenfabrik “Wilhelmina“ W.Prüß in Eutin.Dann war er beschäftigt bei der Kaiserlichen Werft – Maschinenbau Messort – bevor Walter in den Ersten Weltkrieg zog. Kaum zurück, brachte er sich wieder in die Firma ein, wie es eigentlich in all den Jahrzehnten bei der Familie Hauschildt war, halt ein Familienbetrieb. Walter heiratete 1924 Else geb. Behrend, die aus Sepel in der Gemeinde Nehmten stammte. Kennengelernt hatten die beiden sich bei einem Fest in Sepel, auch hier gab es früher einmal einen Krug.
Gefeiert wurde früher tüchtig , das war dann natürlich auch immer gut für das Geschäft.
Aus der Ehe gingen mit Eleonore , Walter (Walli) und Bruno 3 Kinder hervor.
Die Kinder gingen in Dersau in die Dorfschule und mussten dann am Nachmittag noch mit in die Firma, denn es gab gut für alle zu tun.
Mittlerer Weile hatte sich auch die Mineralwasserfabrik etabliert. Sie bestand aus Fabrikationsraum, Lager für Spirituosen und Weine, Wohnhaus, Lager für Limonade, Mineralwasser und diverse Biersorten. So galt es für die Kinder, Flaschen sortieren, Flaschen spülen und dann wurden ja auch noch Limonade, Mineralwasser und die Rio Cola abgefüllt. Die Kisten waren zu diesem Zeitpunkt, bis weit in die sechziger Jahre hinein, aus Holz und gefüllt sehr schwer. Für die erwachsenen Familienmitglieder galt es, nun auch schwere Bierfässer aus Holz zu transportieren und an den Kunden zu bringen. Bei den Flaschen waren es die 0,5 Ltr. und 0,25 Ltr. , diese waren dann gleich zu 50 Stück in den Kisten abgepackt. Ja, man nannte sich jetzt auch Bierverlag.
Mit Else Hauschildt kamen auch ihre Eltern ins besinnliche Dersau. Johann Mross war von Beruf Mühlenwerker und die Mutter von Else, Dorothea, war Schneiderin. Sie hatte bereits 1913 ein Schneiderei Gewerbe angemeldet und bildete die jungen Mädchen in ihrem Haus in der Dorfstraße aus. Ab 1930 wurde diese Ausbildung auf den Unterricht in der Dersauer Grundschule ausgeweitet.
Der heranwachsende Walter( Walli) war von seinem Vater schon früh als Nachfolger ausgeguckt , seine eigentliche Lehre als KFZ- Mechaniker konnte er nicht antreten.
1934 wurde zumindest das Transportieren der Getränke besser, Familie Hauschildt erhielt als einer der ersten in Dersau einen Lastkraftwagen der Marke Ford.
Aber es gab auch Winter, da ging auf den Straßen nichts mehr. So erzählte Eleonore einmal: „Wir sind mit dem Schlitten über den zugefrorenen Großen Plöner See gefahren und haben die Prinzeninsel und das Hotel Fegetasche beliefert.
Der Firmengründer , Wilhelm Hauschildt, verstarb 1935 , die Firma war zu diesem Zeitpunkt bereits in Händen von Walter Senior.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, in der Kriegszeit wurde der Ford vom Militär eingezogen, gab es schnell wieder einen Aufschwung. Wie war doch der Wahlspruch von Wilhelm: Getrunken wird immer.
Schnell wurde wieder ein neuer Kundenstamm aufgebaut. Es ging nun zu den Gaststätten rund um den Plöner See , den Kaufmannsläden , den Öl- Bohrfeldern Ascheberg und Wankendorf, den Campingplätzen und auch noch Außer Haus Verkauf.
Dann wurde auch noch 2 Mal in der Woche produziert.
Während sich Walter Hauschildt Senior nun in den verdienten Ruhestand begab, und seine Frau Else noch bis ins hohe Alter in ihrem Wohnhaus am Redderberg einen Hausladen , 24 Stunden , 7 Tage die Woche betrieb, übernahm Walli Hauschildt die Firma. Er lernte seine spätere Frau Erika geb. Hüttmann aus Kiel kennen und 1954 wurde geheiratet.
Die 3 Söhne, Wilfried , Rüdiger und Holger , schlugen später alle einen anderen Berufsweg ein, in der Kindheit und im heran wachsenden Alter war es aber wie schon gesagt, Tradition, im Unternehmen zu helfen. Da kam die Freizeit natürlich oft zu kurz. Auch die Schwiegereltern von Walli,
Franz und Käthe Hüttmann, kamen zweimal die Woche mit dem Zug aus Kiel, zu tun gab es für alle.
Ende der achtziger Jahre, die Discounter und großen Brauereien wurden immer stärker auf dem Markt, gab Walli seinen Kundenstamm an die Firma Getränkeindustrie Ducke in Trappenkamp ab.Walli, nun als Mitarbeiter der Firma Ducke, belieferte weiterhin seinen Kunden, und war immer für einen Schnack und Smaltalk zu haben.Mit 70 Jahren ging Walter in Rente. Erika Hauschildt führte bis kurz vor ihrem Tod den Getränkemarkt am Redderberg, gegenüber dem Dersauer Dorfplatz. Walter Hauschildt starb im Jahre 2019, widmete sich in den letzten 20 Jahren seines Rentnerlebens seiner Musik, seinem Hobby, dem Fußball des ASV Dersau, seinem Garten und natürlich den Kindern und Enkeln.
Das Elternhaus der Familie Hauschildt steht noch heute in der Dorfstraße 66, wurde von Helmut Möller gekauft.
Die alten Produktionsmaschinen konnte dankenswerter Weise in den Jahren bei Burgfried Mitura gelagert werden, ein Teil der Abfüllmaschinen steht heute im Museum Kieckeberg in Rosengarten, Landkreis Harburg.
Wilfried Hauschildt:
„Die meisten Gaststätten , rund um den Plöner See, die von uns beliefert wurden, existieren heute nicht mehr. Auch einen Kaufmannsladen auf dem Lande findet man kaum mehr, das ist wirklich schade, aber wohl der Lauf der Zeit. Besonders deutlich macht sich die Veränderung der Infrastruktur in meiner Heimatgemeinde Dersau.